14.08.2023Hagenweg 20 – Stadt richtet neuen Fachdienst „Sozialarbeit“ ein
Um Menschen, die derzeit im Hagenweg 20 und weiteren Immobilien mit prekären Wohnverhältnissen leben, beim Umzug in ein neues Zuhause zu unterstützen und zu begleiten, hat die Stadt Göttingen einen neuen Fachdienst „Sozialarbeit“ gegründet. Dort wird die Expertise verschiedener Fachleute gebündelt, um auch vor Ort effektiv handeln zu können.
„Niemand in Göttingen soll in Verhältnissen wie am Hagenweg 20 leben müssen, vor allem keine Familien mit Kindern“, erläutert Anja Krause, Sozialdezernentin bei der Stadt Göttingen. Dennoch würden immer wieder Menschen in das Gebäude einziehen. Im neuen Fachdienst kommen Flüchtlingssozialarbeiter*innen, das Mobile Clearing sowie Sozialarbeiter*innen für Menschen in prekären Wohnimmobilien zusammen. Sie alle bringen ihr jeweiliges Know-how ein, um den Bewohner*innen im Hagenweg 20 und anderen Immobilien mit prekären Wohnverhältnissen unter die Arme zu greifen und vor allem eine Umzugsperspektive zu schaffen. Vorbereitet werden Mieterqualifizierungen und Schulungen beispielsweise im Umgang mit der Entsorgung von Abfall. Um die Menschen vor Ort bis zu einem tatsächlichen beziehungsweise möglichen vor Ort zu unterstützen, wird in einer der leerstehenden städtischen Wohnungen ein Waschmaschinenraum für die Bewohner*innen des Hauses eingerichtet. Eine weitere bisher leerstehende Wohnung ist zum Besprechungs- und Beratungsraum umgestaltet worden. Dort finden verschiedene Unterstützungsangebote für die Bewohner*innen statt. Vor dem Haus werden Bänke und Abfallbehälter bereitgestellt, um Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten zu schaffen.
„Aktuell weißt der Hagenweg 20 einen recht hohen Leerstand aus“, ergänzt Wilhelm Kohlrautz, Leiter des städtischen Fachbereichs Soziale Sicherung. Gut 40 Prozent des Gebäudes stünden leer. Erst im Juni 2023 hatte die Stadt 22 Appartements in dem Wohnblock erworben mit dem Ziel, nun in der Wohnungseigentümerversammlung vertreten zu sein und mehr Einfluss auf die Verhältnisse nehmen zu können. Von den Wohnungen sind aktuell nur 15 vermietet. Sie werden, sofern nötig, Instand gesetzt. So wie die bereits leerstehenden Wohnungen werden auch sie, wenn sie frei werden, aufgrund des Zustands der Wohnungen nicht weitervermietet. „So wollen wir einen Leerstand herbeiführen, der den Weg zur Sanierung oder zum Abriss und Neubau ebnet“, so Kohlrautz.
Göttingens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt hatte die Strategie der Stadt zum Wohnungsankauf im Juni so beschrieben: „Wir wollen durch den Kauf der Wohnungen gemeinsam mit den anderen Eigentümer*innen an einem Tisch sitzen, mitbeschließen und immer wieder auf den Erhalt unseres Eigentums klagen.“ Erklärtes Ziel sei es, eine unangenehme Miteigentümerin zu sein.