19.08.2024Stadthallenvorplatz erhält den Namen „Jina-Mahsa-Amini-Platz“
Der Stadthallenvorplatz, der aktuell Teil des Albaniplatzes ist, erhält den Namen „Jina-Mahsa-Amini-Platz“. Das hat der Rat der Stadt Göttingen in seiner Sitzung am Freitag, 16. August 2024, beschlossen. Mit der Benennung soll der jungen Frau ehrend gedacht werden, deren gewaltsamer Tod im Iran Massenproteste gegen das Regime ausgelöst hat.
Jina Mahsa Amini wurde am 13. September 2022 in der iranischen Hauptstadt Teheran von der Sittenpolizei festgenommen. Amini wurde vorgeworfen, ihr Kopftuch (Hidschab) nicht korrekt getragen zu haben. Während des Aufenthalts auf der Polizeiwache fiel Amini mutmaßlich nach Misshandlungen durch die Polizei ins Koma und starb am 16. September 2022 mit 22 Jahren in einer Klinik in Teheran. Kurz nachdem der Vorfall bekannt wurde, kam es zu landesweiten Protesten, die teilweise brutal niedergeschlagen wurden. Die treibende Kraft der Unruhen waren Frauen, die seit der Gründung der islamischen Republik 1979 unterdrückt werden.
Zeichen gegen Unterdrückung
Mit der Benennung des Platzes nach Jina Mahsa Amini soll an die junge Frau ehrend gedacht und an das Streben der iranischen Bevölkerung nach gesellschaftlicher Freiheit erinnert werden, heißt es im Ratsbeschluss. Dies solle auch als Zeichen gegen die Unterdrückung der Bevölkerung und insbesondere von Frauen in zahlreichen Ländern der Erde angesehen werden.
Grundlage der Namenswahl ist ein Ratsbeschluss aus dem Jahr 1994. Demnach sollen bei der Benennung von Straßen, Wegen und Plätzen bis zur Herstellung einer Parität vorwiegend Frauennamen verwendet werden. Um das Gesamtlebenswerk würdigen zu können, soll die Person zudem verstorben sein und es soll nach dem Tod eine gewisse Zeit vergangen sein. Ein Bezug zu Göttingen oder der Universität ist wünschenswert, sofern die Person nicht von überaus hervorzuhebender Bekanntheit ist.
Mittelname als Sinnbild für Repressalien
Ursprünglich war eine Benennung des Platzes in „Jina-Amini-Platz“ vorgesehen. Nachträglich hat sich jedoch herausgestellt, dass der persische Mittelname „Mahsa“ zur Identifikation der iranischen Protestbewegung von zentraler Bedeutung ist. Denn aufgrund der Beschränkungen und Repressalien durch das islamische Regime tragen viele Iraner*inner zwei Namen – einen offiziellen Namen, der in der Geburtsurkunde aufgeführt ist, und einen inoffiziellen Namen, der zu Hause verwendet wird.
Die Benennung in „Jina-Mahsa-Amini-Platz“ betrifft den Teil des Albaniplatzes vor der Stadthalle, der sich nach der Umgestaltung des Areals nun räumlich stärker abgrenzt. Die Stadthalle wird künftig die Adresse Jina-Mahsa-Amini-Platz 1 tragen. Der übrige Teil des Albaniplatzes behält seinen Namen.