Erste Flüchtlinge leben an der Europaallee (das GT berichtet)

Während an zwei Gebäuden noch gebaut wird, richten sich im dritten Haus einige Familien ein

Göttingen. Während an zwei Gebäuden noch gewerkelt wird, haben sich die ersten Flüchtlinge in den fertiggestellten Wohnungen an der Göttinger Europaallee bereits eingelebt. 37 Geflüchtete in acht Familien hat die Stadt Göttingen bisher in der Unterkunft am Hagenberg und Holtenser Berg untergebracht.

Etwas schüchtern zeigt Mohamed Sheiko seine neue Bleibe, aber sein einladendes Lächeln strahlt dabei so viel Freude und Stolz aus. Mehr als ein Jahr war die Familie getrennt: der Vater in Göttingen, die Familie in Aleppo in Syrien. Im Juli durften sie endlich nachziehen: Mohamed, mit 18 Jahren das älteste Kind, drei Geschwister im Alter von sieben bis 16 Jahren und die Mutter. Jetzt wohnen sie vereint an der Europaallee in drei Räumen plus Küche und Bad auf 65 Quadratmetern. Die Kinder teilen sich ein Zimmer, neben dem Schlafzimmer haben Sheikos ein kleines Wohnzimmer eingerichtet – mit Möbeln aus dem Göttinger Spendenzentrum.

Ausschließlich Familien hat die Stadt in der Unterkunft an der Europaallee einquartiert. Sie kommen aus Syrien, Tschetschenien, Afghanistan, dem Irak und Sudan. 51 Wohnungen sind in den fünf U-förmig angelegten, dreistöckigen Gebäuden vorgesehen, drei Blöcke sind inzwischen bezugsfertig. Ausgelegt ist sie für 300 Bewohner. Ihr Zuschnitt ähnelt der Flüchtlingsunterkunft auf den Zietenterrassen – einschließlich Farbdesign. Aber die Stadt habe „aus Fehlern gelernt und werde einiges besser machen“, hatte der kommissarische Sozialdezernent, Siegfried Lieske, kürzlich erklärt. Vor allem sollte es größere Gemeinschaftsflächen geben, die besser auf die Bedürfnisse der Bewohner zugeschnitten werden können, ergänzte jetzt Marieke Thüne von der Bonveno Göttingen gGmbH und Leiterin der Flüchtlingsunterkunft. Die Gesellschaft betreibt sie im Auftrag der Stadt. Wenn alles fertig ist, wird es in zwei Blöcken Gemeinschaftsräume geben – inklusive Schulungs- und Besprechungszimmern, Jugendraum, Kinderbereich und Verwaltung. Im Innenhof soll ein Freizeitbereich mit Spielgeräten entstehen, hinter dem Komplex ein Parkplatz. Betreut werden die Bewohner von vier Sozialarbeitern inklusive Leitung und Dolmetscher, hinzu komme ein Hausmeister.

„Wir setzen auf Hilfe zur Selbsthilfe“, beschreibt Thüne das Konzept. Die Sozialarbeiter „zeigen Wege, helfen bei Formularen und Problemen“. In erster Linie sollen die Familien ihr Leben aber selbst bestimmen – inklusive Einkauf und Essen kochen. Dazu sei Hilfe von Ehrenamtlichen „ganz wichtig“: besonders Patenschaften und ein erweitertes Freizeitangebot. Dabei hofft Thüne auf Unterstützung aus dem „Runden Tisch Europaallee“ (rt-europaallee.org). Und sie sucht aktuell für die Ausstattung der Einrichtung gespendete Außenbänke sowie Sportgeräte für den Jugendraum (Telefon: 05 51/ 25 03 02 95).